Irgendwann hat ihn das Publikum dann doch erwischt, irgendwann muss André Hartmann passen. In seinem Programm „Radio aktiv“ nimmt Hartmann, der Musikkabarettist, Pianist und Stimmimitator, die schrägen Radiosender Europas, ihre Anrufer und Gewinnspiele aufs Korn.
„Waterloo“, „Amazing Grace“, „Micaela“ – alles kein Problem. Aber dann kam „Slice of heaven“ – und eine Sendepause bei „Radio aktiv“.
Der Charme der Sache: Er bindet das Publikum ein, greift Liedvorschläge auf. Weshalb das Programm in der Wasserburger „Schranne“ zugunsten des Vereins „Silberstreifen“ ein anderes war, als es das in Starnberg nächste Woche sein wird.
Dass „Waterloo“ nicht in der von Abba gewohnten Version zu hören ist, das versteht sich bei einem Musikkabarettisten fast von selbst. Nein, Hartmann kauderwelscht auf „Holländisch“, außer Caravan ist nicht viel zu verstehen. Ebenso bei „Aber bitte mit Sahne“ auf Türkisch – Börek ist irgendwo zu hören und Kebab „mit allüm“, zur Gaudi des Publikums. Augen zu und Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Peter Alexander, Heino und Roy Black sind zu Gast in der „Schranne“ im Wasserburger Rathaus. Nur an Reinhard Mey, da beißt sich Hartmann die Zähne aus. Dessen Manierismen beherrscht er perfekt, nur die Stimme, die sitzt leider nicht. Inge Meysel, Angela Merkel und ihr Vorgänger, „der Herr Schneider“ inklusive dreckiger Lache allerdings, die werden lebendig. Übertroffen wird das aber noch von Ex-Bürgermeister Christian Ude, wo nicht nur Körpersprache, Stimmlage und -duktus sitzen, Hartmann findet auch noch unfallfrei aus dem fünfminütigen für Christian Ude typischen Schachtelsatz hi naus.
Der Mann hat Musik studiert, das merkt man. Immer wieder. Da wird das gewünschte „As time goes by“ mal eben in den Varianten Bach, Beethoven, Strauß, Scott Joplin und Liszt gespielt – was so perfekt sonst nur noch Hartmanns großer Kollege Hans Liberg präsentiert. Der allerdings kann nicht so schön mittelfränkisch.
Ach, übrigens, Herr Hartmann: „Slice of heaven“ ist vom neuseeländischen Liedermacher Dave Dobbyn und erschien 1986. Das muss Ihnen nicht peinlich sein, damals gingen Sie ja gerade mal erst in die fünfte Klasse des Gymnasiums in Starnberg.
OVB 05.03.16